Obwohl es bereits zwölf Jahre her ist, dass die Weinfest-Serie 1997 beendet wurde, vergeht keine Woche, ohne dass diese 25 Jahre dauernde Veranstaltungsreihe von einem der damaligen Besucher erwähnt wird. Es ist dabei erstaunlich, an welche Einzelheit man sich erinnert und es gibt sogar einzelne Besucher, die mit Stolz darauf hinweisen, dass sie sämtliche Weinfeste miterlebten.
Was machte den Reiz dieser „Weinfeste“ aus, die so gar nichts mit dem Wein zu tun hatten, sondern lediglich in der Zeit der Weinlese und des neuen Weines stattfanden? Vielleicht war auch die Weinprobe, die nach dem Programm im Nebenzimmer möglich war, ein Argument für die Bezeichnung „Weinfest“. Jedenfalls war dieser Begriff so sehr zu einem Markenzeichen geworden, dass man zwar über Änderungen nachdachte, aber immer wieder zu dem Schluss kam, daran festzuhalten.
Das Programm lief in jedem Jahr nach dem gleichen Schema ab: Der gemischte Chor eröffnete mit einem größeren Werk der Unterhaltungsmusik (Konzertwalzer, Operettenfolge o.ä.), danach traten im bunten Wechsel die Solisten, die weiteren Chöre (Hochwald-Lerchen, Karl-Sieber-Chor, Frauenchor, Jugendchor) und Instrumentalgruppen (Schöpf-Combo, KSC-Bigband, Akkordeon-Trio, Saxophon-Quartett) auf. Außerdem enthielt der erste Programmteil auch jeweils einen Beitrag, bei dem das Publikum zum Mitsingen oder auch zum Mitschunkeln eingeladen wurde.
Nach der Pause, in der das Bühnenbild aufgebaut wurde, öffnete sich der Vorhang zur großen „Weinfestszene“, der eigentlichen Attraktion der Veranstaltung. Was dann ablief, wäre vielleicht treffend mit „Revue“ zu umschreiben, denn das Thema der Szene wurde sehr vielseitig ausgestaltet: Im Mittelpunkt standen die solistischen Beiträge, wobei die Sänger in Kostümen auftraten, die man sich zum Teil von Kostümverleihen besorgte oder auch selbst schneiderte. In der ersten Phase von 1972 bis 1980 stammten die Solisten aus den Reihen der „Hochwaldlerchen“: Hier sind besonders Emil Bayer, Manfred Scherer, Edmund Schneider und Hans Stegner zu nennen. Hinzu kamen als Solistinnen aus dem gemischten Chor Ilse Frey und Gisela Sieber.
Ab der Gründung des Karl-Sieber-Chors im Jahr 1980 erweiterte sich der Solistenkreis. Im Vokalquartett ihrer Familie absolvierte Steffi Sieber-Christ ihre ersten Weinfest-Auftritte, der bald Einzelauftritte folgten, eine erste Stufe zu ihrem beruflichen Werdegang als Opernsängerin.
Tenoralen Glanz steuerte Hans Jüllig den Programmen bei, für die fundamentalen Klänge war der Bassist Hermann Johann zuständig. Mit beweglicher Baritonstimme glänzte Volker Schneider und für besinnliche Couplets sorgte Hugo Zwick. Humorvolle und komisch- heitere Lieder gestaltete Egmont Bißbort. Im Laufe der Jahre wuchs der Mut von weiteren Sängern, auch einmal mit kleineren Beiträgen für Abwechslung zu sorgen. Manchmal wurden die Melodien auch von ganzen Chorgruppen dargeboten, die allerdings nicht starr auf der Bühne standen, sondern sich wie in einem echten Theater dazu bewegten.
Das zweite herausragende Merkmal war die stilsichere instrumentale Begleitung durch die Manfred-Schöpf-Combo, die auch den Sound von folkloristischen Programmteilen hervorragend traf. Manfred Schöpf, der Leiter der Combo schrieb alle instrumentalen Begleit-Arrangements und setzte sie exakt in die Tonhöhe, die den stimmlichen Möglichkeiten der Sänger entsprach. Weitere Combo-Mitglieder waren im Laufe der Jahre Heinz Glas, Herbert Lang, Günter Weber und Siegfried Weber.
Damit die Szene auch optisch belebt wurde, baute man Tänze ein, die stets eine harte Probenzeit erforderten. Der Optik wegen baute man auch mit großer Sorgfalt Bühnenbilder, die manchmal auch durch Dia-Projektionen oder Schattenbilder ergänzt wurden. Um diese einfallsreiche Bühnengestaltung kümmerten sich im Laufe der 25 Jahre Kurt Hauenstein, Hubert Bißbort, Jörg Frey und Siegfried Dittel.
Eine wichtige Rolle spielte auch die Moderation von Karl Sieber. Er ließ in seine Informationen keine Witze einfließen, sondern ergänzte sie mit pfälzischen
Anekdoten und Sprachbetrachtungen und erzielte damit eine „familiäre“ Atmosphäre, die von den Besuchern geschätzt wurde. In den Szenen achtete er auf einen jährlichen Wechsel der Moderation, die manchmal auch gesungen oder in die Handlung integriert wurde.
Hier die einzelnen Weinfeste mit ihren Themen und der Anzahl der Vorstellungen, die sich auf insgesamt 120 belief:
1972 Wiener Melodien 1x
1973 Unter südlicher Sonne 2x
1974 10 Jahre „Bunte Abende“ 3x
1975 Aus fernen Ländern 4x
1976 Die Zigeuner sind da 4x
1977 Vom Nordseestrand zum Alpenrand 4x
1978 Bei den Kosaken 6x
1979 Fiesta Mexicana 6x
1980 Klingende, singende Westpfalz 3x
1981 In der Waldschenke 4x
1982 Im Wilden Westen 4x
1983 In der Hafenbar 5x
1984 Dorfgeschichten anno dazumal 5x
1985 Operettenreise 4x
1986 Lasst Blumen sprechen 6x
1987 Pälzer Baure-Kalenner 4x
1988 Musikalische Städtereise 5x
1989 Einkehr in der Waldschenke 5x
1990 Melodien der Welt 5x
1991 Auf der Landstraße 5x
1992 Hits des letzten Jahrhunderts 6x
1993 Märchen und Sagen 6x
1994 An den Flüssen der Welt 6x
1995 Am Brunnen vor dem Tore 6x
1996 Pälzer Woikerb 6x
1997 Mittelmeer-Impressionen 5x